„Ich will nicht, dass du mich irgendwann bereust.“

Ein Abend in der Badewanne mit einem Glas Wein und eigentlich könnte es nicht schöner sein. Aber S. war nachdenklich. Grüblerisch. Da war etwas im Busch.

Auf der Couch kuschelte ich mich an ihn und er zog mich an mich. Fast schon brutal. „Was ist los? Was beschäftigt dich?“

Stille. Lange. Er rang mit sich, ob er antworten sollte aber er hielt sich an unsere Regel der absoluten Ehrlichkeit.

„Du weißt, dass ich dich liebe aber…“ Bam. Damit beginnen nie angenehme Gespräche. Ein Messer im Bauch würde sich wohl ähnlich anfühlen.

„aber ich habe Angst, dass du mich irgendwann bereust. Das zwischen uns… das brodelt schon so lange und hättest du vor einem Monat nicht diese Nichtgenugliebeserklärung gemacht, hätte ich dich niemals angefasst. Nie. Du bist so jung und jeden Tag entdecke ich eine neue Facette an dir. Ich weiß, du willst es nicht hören aber glaubst du wirklich, dass wir in 10 Jahren noch hier sitzen? So? Du hattest mal die Vorstellung vom weißen Kleid und der perfekten Familie, die du nie hattest und plötzlich wirfst du all das über Bord und hast kein Problem damit, wenn hier überall Spielzeug liegt und du genau weißt, dass es für eine andere bestimmt war? Jeden Tag wechselst du deine Meinung zum Thema Kinder und ganz langsam musst du dir darüber klar werden. Ich werde nicht der Vater von ihnen sein? Was wenn ich dir die Möglichkeit nehme, nur weil ich so egoistisch bin und deine Anwesenheit viel zu sehr genieße?“

Ufff. Mir fiel im ersten Moment nicht viel dazu ein. Es überforderte mich. Fragen, die ich mir selbst hin und wieder stellte und auf die ich selbst keine Antwort hatte, wurden gestellt.

„Ich weiß nicht, wo wir in 10 Jahren sind aber ist das im Moment nicht auch egal? Für mich fühlt es sich gut an, dass es so ist, wie es ist. Ich hätte nie gedacht, dass der Blog dazu führt. Niemals. Es war nicht meine Intention und doch ist etwas wunderbares daraus entstanden. Meine Meinung hat sich zu vielen Dingen geändert aber wir Menschen ändern uns doch ständig. Vielleicht bin ich ja jetzt wirklich erwachsen? Ich weiß, was ich will und dieser jemand sitzt neben mir. Es ist wie im schlechten Film, dass das Mädchen, was ihren Nachbarn anhimmelt, ihn am Ende auch bekommt und er ihr genau das gibt, was sie braucht aber du reißt Grenzen in mir ein, die andere erschaffen haben und das ist wunderbar. Vielleicht bin ich in 10 Jahren verheiratet und du auch, mit einer anderen. Wer weiß das schon aber ich lebe im hier und jetzt. Pläne werden eh immer zerstört.“

„Du bist dir sicher, dass du das willst? Du weißt, ich bin noch sehr sanft mit dir, weil wir noch am Anfang stehen aber ich will dir dunkle Abgründe zeigen, dich hineinstoßen und deine Hand dabei halten. Ich bin kein netter Mann.“

In diesem Moment brach ich in unpassendes Gelächter aus, hatte er doch im letzten Satz Christian Grey zitiert, obwohl er das Buch nie gelesen hatte. Unpassend, ich weiß aber es ging nicht anders. Ich erklärte es ihm.

Und dann sprach ich das erste Mal die Bandbreite meines Kopfkinos aus. Er kannte bisher nur die geschönte Oberfläche, weil ich weiß, dass er mich früher oder später damit konfrontieren wird aber ich bin mir sicher, er wird wissen, wann er es gegen mich verwenden kann.

Unsere Beziehung, es tut mir leid aber ein bisschen schüttelt es mich bei dem Wort, ist speziell. Ich darf spielen und Sex haben mit wem ich will und für ihn gilt das Gleiche, nur muss ich danach davon berichten. Wir lieben uns. Schon länger. Nur ist seit kurzen diese unglaublich heiße, erfüllende, sexuelle Komponente ins Spiel gekommen. Und ich bin mir sehr, sehr sicher, dass er immer einen Teil meines Herzens besitzen wird. Warum kann man nicht einfach mal die Zeit genießen? Warum muss alles zerdenkt werden?

„Ich liebe dich, Kleines.“ Dann zog er mich auf seinen Schoß. Eine Erwiderung war nicht mehr möglich, weil mir sein Kuss den Atem raubte.

 

Nun noch ein kleiner Appell an die Männerwelt: Fang bitte nie, nie, niemals einen Satz mit „ich liebe dich aber…“ an. Bei mir löst so ein Satz Panik aus und ich denke, es wird einigen ähnlich gehen. Spielt nicht mit unseren Emotionen, jedenfalls nicht in diesem Kontext, sondern sagt, was Sache ist, ohne es nett verpacken zu wollen.

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